„Beim Wirt“: Das Gasthaus Streller
Die wechselvolle Geschichte des vor kurzem geschlossenen Gasthaus Steller – ab 1984 unter dem Namen Dorfstub’n geführt - beginnt bereits im 17. Jahrhundert. Das Kastenamt Dachau gewährte der mitten im Dorf gelegenen „Lerchenfeldischen Tafern zu Olching“ zwar das Schankrecht, viele Jahre aber nicht die Bewirtung der Gäste mit Speisen. Bis 1878 waren wohl auch aufgrund dieser Einschränkung über 15 Gastwirte tätig bis schließlich Johann und Magdalena Ernst die Gastwirtschaft samt Anwesen übernahmen.

1879 erhielten sie die Genehmigung zum Bau eines Schlachthauses, vergrößerten die Gastwirtschaft mit dem Anbau einer Speise und einer offenen Kegelbahn sowie dem Einbau eines Eiskellers. Das umtriebige Wirtspaar veranstaltete Pferde- und Hochzeitsrennen sowie Schlittenscheibenrennen und Tanzveranstaltungen.
1896 erfolgte der Neubau der Gaststätte, die 1909 von Josef Ullmann übernommen wurde und als Gasthaus Ullmann – nicht zu verwechseln mit dem Café Ullmann in der Hauptstraße 65 - geführt wurde. Sein Schwiegersohn, der Metzgermeister Georg Streller pachtete die Wirtschaft 1924, dessen Sohn erweiterte das Gebäude 1959 um den Metzgereitrakt. Das Gasthaus nimmt aufgrund seiner exponierten Lage mitten in Olching mit Blick auf die Kirche und seinen prächtigen Kastanien im kleinen Biergarten noch immer eine gesonderte Stellung ein. Bereits auf der ersten Postkarte von Olching aus dem Jahr 1883 diente es als Motiv.
1911 wurde im Lokal auf Initiative von Olchings erstem Pfarrer Georg Böhmer von 30 namhaften Bürgern der Spar- und Darlehensverein Olching und somit das älteste Geldinstitut Olchings gegründet. Beim Bombenangriff am 22. Februar 1944 wurde vor allem der rechte Gebäudeteil schwer beschädigt, direkt nach Kriegsende wurden oben im Saal 36 Flüchtlinge mehr schlecht als recht untergebracht. Einige Jahre später wurde anlässlich eines großen Sommerfestes – dem Vorläufer des späteren Volksfestes – neben Fahrgeschäften auf der Insel in der Ausschankhütte im Streller-Biergarten der Glückshafen der Gemeinde für die Finanzierung der Ampersiedlung am Mühlbach installiert.
1950 wurde der Schützenverein Gemütlichkeit Olching im Gasthaus neu gegründet. Der Streller-Saal durfte aus Sicherheitsgründen bald nicht mehr für Schießzwecke genutzt werden - ein eigens errichteter Anbau diente dem Schützenverein dann von 1954 bis 1962 als Vereinslokal.
Bevor die Heckenstraße von der Schulstraße bis zur Hauptstraße Anfang der siebziger Jahre verlängert wurde, konnte ein schmaler Fußweg als Durchgang benutzt werden. Ältere Olchinger dürften sich an das „Streller-Gangl“ noch erinnern. Ebenso, dass bis 1976 der Maibaum vor dem Streller-Biergarten platziert war.