Das Gasthaus Westermayer

Als die Traditionswirtschaft zusammen mit den dahinter liegenden Ökonomiegebäuden der Familie Westermayer 1979 abgerissen wurde, war das Entsetzen in Olching groß. In der beliebten Gastwirtschaft konnten die Schulbuben lange Zeit das Bier für Ihre Väter zu Hause im eigenen Bierkrug abfüllen lassen. Ursprünglich war die Gaststätte als zweites finanzielles Standbein neben der Landwirtschaft errichtet worden und das Aushängeschild des Fürstenfeldbrucker Marthabräus. 

Gasthaus Westermayer
Gastwirtschaft Westermayer Mitte der 1930er Jahre

Zunächst hatte der aus Günzenhausen bei Freising zugezogene Krämer und Zimmermann Josef Westermayer von 1865 bis 1878 im ehemaligen Anwesen Nottenstein einen Kramerladen eigerichtet. Das neue Anwesen mit dem Gasthaus lag gegenüber und erstreckte sich von der Hauptstraße bis zur dahinter verlaufenden Jahnstraße. 1906 erhielt Josef Westermayer jun. seine Gasthauskonzession und führte die nach ihm benannte Gastwirtschaft bis 1928. Nachdem sein 20-jähriger Sohn Johann Westermayer 1926 bei einem Zugunglück ums Leben gekommen war, wurde der Familienbetrieb auf den noch minderjährigen späteren Landwirt und Metzger Georg Westermayer überschrieben. Er leitete die Wirtschaft von 1929 bis 1955. 

Gasthaus Westermayer
Das ehemalige Gasthaus 1978
Gasthaus Westermayer
Die Rückseite mit dem Schlachthausanbau kurz vor dem Abbruch

In einem Anbau integrierte die Familie einen Metzgereibetrieb samt kleinen Laden, der ab 1955 an den Metzger Ludwig Schliefer vermietet wurde. Die letzten Pächter des Gasthauses Ernst und Ilse Kastner führten die Gastronomie mit einer Küchenhilfe und einer Bedienung von 1972 bis 1978. Das Haus mit seinen Wohnungen und sanitären Anlagen im Oberschoss – ein einziges Badezimmer befand sich im Hausflur – verfiel mehr und mehr und entsprach nicht mehr den zeitgemäßen Standards. Hohe Auflagen durch das Gewerbeaufsichtsamt kamen hinzu, so dass das historische Gebäude mit seinen charakteristischen drei Giebeln von der Hauptstraße verschwand. Verschwunden ist auch das kleine „Gangl“ neben der Gastwirtschaft, das bis zum 1955 erbauten und 2014 abgerissenen Wohnhaus der Familie Westermayer in der Jahnstraße führte.   

Luftbild Westermayer
Luftbild von 1969 mit den landwirtschaftlichen Anbauten (oberer Bildrand) und dem Gasthaus mit Ladenanbau